Das Thema Biodiversität betrifft auch Unternehmen. Gerade als Arzneimittelhersteller mit pflanzlichen Wirkstoffen wirtschaften wir auf der Grundlage einer intakten Natur. Da liegt es nahe auch etwas zurückzugeben. Nach einem intensiven Austausch mit lokalen NABU-Vertretern wurden bereits insektenfreundliche Blühwiesen-Areale
auf dem Firmengelände implementiert und nun ging es an die Umsetzung eines naturnahen Biodiversitäts- bzw. Entdeckerpfads um den Verwaltungs- und Herstellungstrakt. Denn bereits vor den Corona-Hygiene-Konzepten gab es für den pharmazeutischen Herstellungsbereich strenge Hygiene-Regeln für Mitarbeiter und Besucher, sodass wir schon lange überlegt haben, wie wir PTA-Klassen und anderen Interessierten eine Besichtigung der Produktion ohne ein aufwändiges Einschleusen in die Produktions- und Laborbereiche ermöglichen und dadurch mehr Besichtigungen anbieten können. Im Jahr 2021 haben wir uns dann zur ersten Etappe der Umsetzung entschieden.
Nach einer ausführlichen Beratung durch das Umweltzentrum Hannover e.V. ging es dann los.
Im Rahmen des Projektes AußenstelleNatur – Firmengelände naturnah gestalten wird Unternehmen die Möglichkeit geboten, unter fachkundiger Anleitung, die Biodiversität auf dem Betriebsgelände zu steigern und einen Beitrag gegen das Insektensterben zu leisten.
Unser Anliegen war es, beides zu verknüpfen. Sowohl einen Beitrag zur Biodiversität zu leisten als auch, die von uns eingesetzten pflanzlichen Rohstoffe nicht nur auf Bildern zeigen zu können und nebenbei einen Blick auf deren Verarbeitung zu werfen. Das war gar nicht so einfach“, resümiert Firmenchefin Dr. Ricarda Fackler, „da viele Pflanzen, die wir verwenden gar nicht heimisch sind oder es sich um sogenannte Neophyten, also eingeführte und invasiv - die heimische Flora verdrängend – wachsende Pflanzen handelt. Daher haben wir einen Kompromiss gefunden, indem wir ein abgegrenztes und umzäuntes Areal diesen Arzneipflanzen widmen und wiederum andere Bereiche mit insektenfreundlichen, endemischen Blumen und Sträuchern bepflanzen.“
Bei der Materialauswahl des Pfades und den Holzelementen, wie einer Rank-Pergola und einem Holzdeck, wurde auf regionale und nachhaltige Baustoffe gesetzt. Die Wegplatten und die begrenzenden Gesteinsquader sind Sandsteine aus Obernkirchen, für das Holzdeck und die Pergola wurde das Holz der europäischen Lärche verwendet und das Totholz, welches vielen Insekten im Larvenstadium als Nahrungsquelle dient, stammt aus dem Deister und wurde freundlicherweise von einem benachbarten Betrieb beigesteuert. Ausgeführt wurden die Arbeiten von einem Springer Gartenbau-Unternehmen, nachdem die entsprechenden Ämter und ein beratender auf Naturgarten spezialisierter Gärtner grünes Licht für das Vorhaben gegeben hatten.
Über 50 Pflanzensorten gibt es ab Frühjahr zu erkunden und wir freuen uns somit im kommenden Jahr, sofern es die Lage wieder erlaubt, interessierte Gäste auf dem Entdeckerpfad zu begrüßen.
Dr. Veronika Breitkopf, unsere Nachhaltigkeitsbeauftrage ist optimistisch, dass „dann alles ein wenig eingewachsener, grüner und ansehnlicher ist und wir bis dahin alle Pflanzen entsprechend benennen können. Bei Führungen von Vereinen, Apotheken, PTA-Klassen sowie phytotherapeutisch interessierten Ärzten und Heilpraktikern wird es bestimmt auch den ein oder anderen Tipp für die Gestaltung des eigenen naturnahen und insektenfreundlichen Gartens geben.“