Zinnober

Cinnabaris

In diesem Teil treffen – um in der Sprache der Filmindustrie zu sprechen – zwei Serienuniversen zusammen. Cinnabaris (Zinnober bzw. Quecksilbersulfid) ergänzt das Thema „Metalle im Fokus“ und rundet unsere „Mini-Erkältungsserie“ dieses Winters ab.

 

Quecksilber – vom flüssigen Silber zum Drachenblut

Der lateinische Name Hydragyrum ist abgeleitet von dem Griechischen Hydragyros und bedeutet flüssiges Silber. Den Älteren unter uns kommt bei dieser Bezeichnung vielleicht ein Bild von Quecksilberthermometern und den kleinen silbernen Kügelchen in den Sinn, wenn ein solches zerbrochen ist.

In der Natur kommt Quecksilber jedoch am häufigsten als das leuchtend rote Mineral Quecksilbersulfid vor. Weitere Bezeichnungen sind Zinnober oder Cinnabarit bzw. Cinnabaris. Diese leiten sich aufgrund der intensiven roten Farbe aus dem persischen Wort für Drachenblut ab. Nicht zu verwechseln mit dem Drachenblutbaum, Harungana madagascariensis, der seinen Namen aufgrund seines Milchsaftes trägt, welcher sich an der Luft rot färbt.

Cinnabaris - Roter Zinnober - bei eitriger Nasennebenhöhlenentzündung  metasinusit S

Abb. 1: Roter Zinnober


Medizinische Anwendung von Quecksilber

Quecksilber, seine Legierungen (z.B. Amalgam) und seine Salze wurden in der Vergangenheit vielfältig angewendet, z.B. als Farbpigmente oder als Beizmittel von Hutmachern, aber auch die medizinische Verwendung hat eine lange Tradition.

“A night in the arms of Venus leads to a lifetime on Mercury.”

 

Englische Redensart des Mittelalters, die auf die damals übliche Praxis anspielt, Syphilis mit Quecksilber zu behandeln.

Ein Heilmittel, das in vielen Fällen gefährlicher war als die Krankheit selbst (1).

Während Quecksilber im Mittelalter unter anderem als drastische Therapie für die „Lustseuche“ Syphilis angewendet wurde, setzten die Ärzte Anfang des 19. Jahrhunderts auf Arsen. Salvarsan, ein Gemisch mehrerer organischer Arsenverbindungen, war zumindest etwas weniger giftig als Quecksilber und nicht mehr alle Patienten starben an der Erkrankung bzw. an der Therapie. Aufgrund ihrer potentiellen umwelt- und gesundheitsschädlichen Wirkung spielen Quecksilberverbindungen in der heutigen Medizin kaum noch eine Rolle, es gibt aber nach wie vor kein generelles Verbot, so dass sie noch immer verwendet werden, z.B. als Thiomersal zur Konservierung von Augentropfen oder Impfstoffen (2).

 

Mercurius solubilis und Cinnabaris 

Für Samuel Hahnemann waren die offensichtliche Giftigkeit vieler verwendeter Arzneien und die häufige Anwendung drastischer Therapiemethoden – auch bei bereits geschwächten Patienten – Gründe, sich von der damaligen Schulmedizin abzuwenden und nach nebenwirkungsärmeren Optionen zu suchen. In der dritten Auflage seiner Reinen Arzneimittellehre dokumentierte Hahnemann 1265 Symptome, die in Arzneimittelprüfungen mit Mercurius solubilis (schwarzes Quecksilberoxid) gesammelt wurden (3). Für Cinnabaris (rotes Quecksilbersulfid) erfasste Hahnemann 47 Symptome aus einer eigenen Prüfung. Neben diesen beiden bekannten Quecksilber-präparaten wurden später auch andere Varianten wie Mercurius bijodatus und Mercurius dulcis (Calomel) eingeführt.

Laut Julius Mezger werden in seiner Gesichteten Homöopathischen Arzneimittellehre Quecksilberpräparate unter anderem klinisch angewendet bei:

 

 „Allen Katarrhen und Entzündungen der Schleimhäute des ganzen Körpers. (…) Die Absonderung ist schleimig bis schleimig-eitrig und gelbgrün, auch blutig. Da die Schwellung der Schleimhäute zum Begriff der Quecksilber-intoxikation gehört, kommt Quecksilber bei dem ersten Beginn eines Schleimhautkatarrhs seltener in Frage, sondern entfaltet seine Hauptwirksamkeit mit dem Eintritt der Schwellung.“

Klassiker bei Schleimhautentzündungen

Ein ebenfalls giftiges Metallsalz ist Kaliumdichromat, ein als Kalium bichromicum bekanntes homöopathisches Mittel, das besonders bei Entzündungen der Atemwege und Schleimhäute zum Einsatz kommt. Es wird vor allem bei akuten und chronischen Beschwerden wie Halsschmerzen, Husten und Heiserkeit angewendet.

Typische Symptome, bei denen Kalium bichromicum hilfreich sein kann, umfassen brennende und reizende Empfindungen in den Schleimhäuten sowie zähen, schwer abzuhustenden Schleim. Doch Vorsicht: Die leuchtend orangeroten Kristalle wirken lokal und systemisch stark toxisch sowie brandfördernd und umweltgefährlich. Bis zur Potenz D7 muss eine Kontraindikation bei Chromüberempfindlichkeit in die  Gebrauchsinformation aufgenommen werden.

Kalium bichromicum  - Kaliumbichromat - bei Schleimhautentzündungen der Atemwege, enthalten in metasinusit S

Abb. 2: Kalium bichromicum 


Verbascum densiflorum, die großblütige Königskerze, hat auch in der Phytotherapie einen festen Stellenwert. Die Blüten Verbasci flos mit ihren reizlindernden, entzündungshemmenden, antimikrobiellen und leicht harntreibenden Eigenschaften enthalten Schleimstoffe (Polysaccharide), Iridoidglykoside, Saponine und Flavonoide. Pflanzliche und homöopathische Zubereitungen von Verbascum sind von den Kommissionen D und E bei Entzündungen der oberen Atemwege und der Nasennebenhöhlen positiv bewertet worden.

Hydrastis   - Kanadische Gelbwurz -  bei Schleimhauteiterung und Polypen, enthalten in metasinusit S
Verbascum - Königskerze - bei Entzündungen der oberen Atemwege und der Nasennebenhöhlen, enthalten in metasinusit S

Abb. 3 und 4: Hydrastis (Kanadische Gelbwurz) und Verbascum (Königskerze)

Während die Königskerze eine weite Verbreitung in Europa hat, ist Hydrastis canadensis, die kanadische Gelbwurz, in Nordamerika heimisch. Das als Arzneidroge verwendete Rhizom des Hahnefuchsgewächses enthält Isochinolinalkaloide wie Berberin und ist damit ebenso giftig wie ihre Verwandte Berberis vulgaris. Im Vergleich zur Berberitze sind jedoch die reifen Früchte der kanadischen Gelbwurz, die Himbeeren ähneln, nicht essbar. In der Materia medica von Constantin Hering findet man unter anderem folgende Symptomatik, so dass auch Hydrastis sehr sinnvoll in einem Präparat für Entzündungen der Schleimhäute wie akute und chronische Nasennebenhöhlenentzündungen kombiniert werden kann (5):

  •  Wässriger, wundfressender Schnupfen; mit Brennen der Nase, mehr im rechten Nasenloch; im Zimmer spärlicher, draußen reichlicher Absonderung; Rauheit im Rachen und auf der Brust. 
  • Niesen mit Völlegefühl über den Augen, dumpfem Stirnschmerz, Schmerz in der rechten Brust und längs der Arme. Die Luft wird in der Nase kalt empfunden. 
  • Dicke, zähe Absonderung mehr aus den Choanen.

 

Anwendung von homöopathischen Hydrastis-Zubereitungen nach Constantin Hering

„Die Lunge ist beweglicher als alle anderen Organe; diese Kraft hat sie vom Lebensgeist des Merkur.“

 

Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von

Hohenheim (Paracelsus)


In der paracelsischen Medizin ist Quecksilber das Metall des Merkurs. Einen spannenden Einblick in die Sichtweise des Paracelsus und weitere Informationen zu diesem Planeten-Metall finden Sie im folgenden Download.

Vademecum

 

Autor und Heilpraktiker Olaf Rippe widmet sich in diesem Vademecum den Planetenmetallen: Silber, Zinnober, Kupfer, Gold, Eisen, Zinn, Blei und Antimon.

Vademecum Planeten-Metalle

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Ihr meta Fackler Team


meta-Komplex mit Cinnabaris

metasinusit S Mischung. Zus.: 10 g enthalten: Cinnabaris Dil. D6 0,5 g, Hydrastis Dil. D4 0,5 g, Kalium bichromicum Dil. D6 0,5 g, Verbascum Dil. D4 0,5 g. Sonst. Bestandt.: Ethanol, gereinigtes Wasser. Anw.: Homöopathisches Arzneimittel ohne Angabe einer therapeutischen Indikation. Gegenanz.: Allergie gg. Chrom od. andere Inhaltsstoffe. Nebenw.: Speichelfluss (Hydrastis) u. Hautreaktionen (Kalium bichromicum). Bei Speichelfluss od. Hautreaktionen ist das Mittel abzusetzen. Enthält 33 mg Alkohol (Ethanol) pro 5 Tropfen, entsprechend 33 Vol.-%. meta Fackler Arzneimittel GmbH, 31832 Springe. (05/24) 

Quellen: 

(1) Uni aktuell, das online Magazin der Universität Bern; 

https://www.uniaktuell.unibe.ch/2011/arsen_quecksilber_und_die_wilden_syphilis_kuren/index_ger.html

zuletzt abgerufen 03.02.2025 

(2) DocCheck Flexikon; Thiomersal; https://flexikon.doccheck.com/de/Thiomersalzuletzt abgerufen 03.02.2025

(3) Hahnemann, Samuel; Reine Arzneimittellehre; 1. Band; 3. Auflage; 1830; 

(4) Mezger, Julius; Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre; 6. Auflage; Band 2; Haug-Verlag

(5) Auszug aus: Kurzgefasste Arzneimittellehre (Materia Medica) von Constantin Hering; Narayana Verlag; 

https://www.narayana-verlag.de/materia-medica/Hydrastis_canadensis.php?srsltid=AfmBOorMoYNl2qyeDC1c9MAAsZi125FEsnx7X7kZxL9vY0nEwDGasEgFzuletzt abgerufen 03.02.2025